26.09.2020, 23:17 Uhr

Zum Heizen mit Erwärme und Gas
Gemeinderatskolumne

Am vergangenen Freitag waren erstmals seit langem wieder die Aktivisten der “Fridays-for-future”-Bewegung auf der Straße, um wiederum mit Nachdruck dafür zu werben, dass jeder in seinem Einflussbereich, privat und geschäftlich, alles tut, um klimaschädliche Emissionen zu vermeiden.

Der Einflussbereich von Stadtverwaltung und Gemeinderat beinhaltet durchaus klimarelevante Entscheidungen, weshalb die Stadtverwaltung für die Heizung des geplanten Kinderhauses Hinter Höfen eine Erdwärme-Heizung vorgeschlagen hat, die der Gemeinderat auch gleich hätte beschließen sollen. Diesen Beschlussvorschlag hat die Stadtverwaltung zurückgezogen, nachdem die CDU-Fraktion genauer nachgefragt hatte.

Sind wir deshalb Bremser, denen die Klimakrise egal ist? Nein - wir halten nur Beschlüsse, bei denen die Gemeinderäte ein vordergründig positives Etikett kaufen sollen, ohne Nutzen und Kosten wirklich beurteilen zu können, für falsch. Wir sind gewählt worden, um stellvertretend für die Bürger der Stadt zu entscheiden - und manchmal müssen wir nachfragen.

Die Fragen ergeben sich bei näherem Hinsehen von selbst. Eine Erdwärmepumpe nutzt Wärme, die im Untergrund vorhanden ist, wozu Salzwasser durch Bohrungen in die Tiefe gepumpt wird, sich dort erwärmt und wieder zutage gefördert wird. Die nutzbare Wärmemenge ist von geologischen Gegebenheiten und von der Tiefe der Bohrung abhängig. Für die Pumpe und ggf. zur Transformation des Wärmeniveaus wird elektrische Energie benötigt. Das Verhältnis zwischen der Menge elektrischer Energie, die eingesetzt werden muss, und der Wärmemenge, die dabei erzeugt werden kann, beschreibt der sogenannte COP-Wert. Moderne Sole-Wasser-Wärmepumpen erzielen einen COP-Wert von etwa 3,5 - aus einer kWh Strom werden 3,5 kWh Heizenergie. Weil dieser Wert aber je nach Gebäude und Untergrund auch anders sein kann, wäre es für eine verantwortliche Entscheidung notwendig gewesen, diesen genannt zu bekommen.
In den Unterlagen zur Sitzung waren aber immerhin Bau- und Betriebskosten angegeben und denen einer Gas-Brennwertheizung gegenübergestellt. Verglichen mit dieser wäre eine Erdwärmeheizung in der Anschaffung anderthalb mal so teuer (Mehrkosten: 62.000€), und die Betriebskosten pro Jahr wären über 3.000€ höher. Über die normale Laufzeit einer solchen Anlage, also über 20 Jahre, gerechnet müssten wir jedes Jahr 6.170 € drauflegen. Dafür fallen gegenüber einer Heizung mit Erdgas pro Jahr 5.580 kg CO2 weniger an.

CO2 einsparen zu wollen ist ein sinnvolles Ziel. Aber für einen differenzierten Blick müssen diese 5,6 Tonnen eingeordnet werden. Jeder von uns hat im vergangenen Jahr 7.900 kg CO2 erzeugt. Die Einsparung einer Menge CO2, die geringer ist als der durchschnittliche Verbrauch EINER Person, für diesen Preis zu erkaufen ist aber für eine Stadt, die ihren Haushalt nur mit Mühe ausgleichen kann, blanke wirtschaftliche Unvernunft.

Was wären die Alternativen? Wir könnten - das soll ab 2021 ohnehin verpflichtend werden - im Emissionshandel für die Emission dieser Menge CO2 bezahlen. Damit stellen wir sicher, dass wir als Nation nicht mehr CO2 emittieren, als nach den Pariser Klimazielen erlaubt ist, und dass „unser“ CO2 dabei mitgezählt wird. Emissionsrechte für 5,6 Tonnen CO2 kosten momentan 56 €. Oder wir könnten statt mit Erdgas mit regenerativ hergestelltem Gas heizen. Das ist Gas, das beispielsweise aus Pflanzenabfällen klimaneutral erzeugt wird, also bei der Verbrennung nur soviel CO2 freisetzt, wie die Pflanze vorher gespeichert hat, oder Gas aus einer solaren power-to-gas-Anlage. Solches Gas ist oft etwas teurer als Erdgas, die Mehrkosten sind aber überschaubar.

Die CDU-Fraktion stellt sich nicht gegen den Klimaschutz, dessen Notwendigkeit wir einsehen. Aber wir stehen dafür, dieses Ziel zu erreichen, ohne den Bürgern der Stadt exorbitante Mehrkosten zuzumuten. Im Falle der Heizung für die neue Kita gibt es glücklicherweise eine solche Lösung.

 


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