04.03.2020, 10:53 Uhr

Zum Wohnungsbau
Gemeinderatkolumne

Am Montag hat der Gemeinderat auf Antrag der SPD über Möglichkeiten beraten, preiswerten Wohnraum in Mössingen zu schaffen.

Kurz nach Eröffnung des Wohngebäudes der Kreisbau im Draisweg konzentrierte sich die Diskussion hauptsächlich auf den sozialen Wohnungsbau, der darauf abzielt, mit öffentlichem Geld Wohnungen zu fördern, die günstig gemietet werden können. Die CDU-Fraktion begrüßt dies im Prinzip und hat dem entsprechenden Antrag auch zugestimmt, denn durch eine Modifikation des Textes wurde eine zu enge Ausrichtung auf Mietwohnungsbau vermieden.

Denn hier müssen wir etwas differenzierter hinschauen. Preiswerte Mietwohnungen zu schaffen hilft nur vordergründig - auf den zweiten Blick ist dies aber ein untaugliches Mittel zur Armutsbekämpfung, auch, wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird. Denn die Forschung belegt klar, dass ein umgekehrter Zusammenhang zwischen der Wohneigentumsquote und dem sogenannten „Gini-Koeffizienten“ besteht. Dieser ist ein Maß ist für die Größe der Einkommensunterschiede in einer Gesellschaft.

Das heißt nichts anderes, als dass eine hohe Mieterquote die Schere zwischen Arm und Reich in einer Gesellschaft vergrößert. Das leuchtet ein: wer 20 Jahre Miete bezahlt, der hat am Ende weniger als jemand, der 20 Jahre lang eine Eigentumswohnung abbezahlt hat. Wenn wir also dafür sorgen, dass Menschen günstige Mieten bezahlen können, helfen wir ihnen und ihren Kindern nicht wirklich aus der Armut.

Wir sollten uns deshalb so weit irgend möglich auf die Förderung von Wohneigentum konzentrieren, beispielsweise durch Anreize für Investoren, Eigentumswohnungen zu bauen. Auch ein sparsamer Größenzuschnitt der von uns an Privatleute zu veräußernden Flächen und unser das Festhalten am Kinderbonus für Käufer städtischer Grundstücke hilft dabei. Darüberhinaus sollten wir alle unseren politischen Einfluss nutzen, um zu erreichen, dass Bund und Land günstige Kreditprogramme auch für Kleinverdiener auflegen und dass die Hürden für Kredite nicht mutwillig erhöht werden. Die Zinsen selbst sind momentan ohnehin so niedrig wie nie.

Solche Maßnahmen werden auch denen helfen, für die auch eine kleine Eigentumswohnung bisher außer Reichweite war. Und damit erreichen wir einen nachhaltigeren Beitrag zur Armutsbekämpfung. Bekanntlich ist eine eigene Wohnung der wirksamste Schutz gegen Altersarmut, und sie nützt später auch den Kindern, die sie erben werden.


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